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Informationsblatt der jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld

Hier können Sie einen Überblick über die neuen Ereignisse unserer Gemeinde bekommen und das aktuelle Informationsblatt der jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld downloaden.

Aktuelles

Redebeitrag von Prof. Dr. Andreas Zick anläßlich der 28. Mahnwache am 11.07.25

Synagogen-Schlüssel der „Großen Synagoge“ in der Turnerstraße von 1938 zurück in Bielefeld

Synagogen-Schlüssel der „Großen Synagoge“ in der Turnerstraße von 1938 zurück in Bielefeld
Am Gedenkstein und im Rathaus wurde der Zerstörung der Synagoge und der Opfer der Judenverfolgung vom 9. November 1938 gedacht. Dabei wurde der Originalschlüssel der damaligen „Großen Synagoge“ zurück nach Bielefeld gebracht.

Marianne Bern, geborene Katzenstein, hatte das Gebäude am 9. November 1938 abends als letzte abgeschlossen. Sie war danach nach England und in die USA geflohen. Nach genau 86 Jahren übergab jetzt ihre Tochter Jennifer Bern-Vogel und ihr Sohn Dan Bern bei der Gedenkfeier den Schlüssel an die Jüdische Kultusgemeinde und an das Historische Museum.

Brennende Synagoge 9.-10. November 1938 Turnerstr. in Bielefeld, Stadtarchiv Bielefeld

Brennende Synagoge 9.-10. November 1938 Turnerstr. in Bielefeld, Stadtarchiv Bielefeld

Innenansicht der Synagoge Turnerstr. Bielefeld, Stadtarchiv Bielefeld

Innenansicht der Synagoge Turnerstr. Bielefeld, Stadtarchiv Bielefeld

Marianne Katzenstein mit ihrer Schwester im Sommer

Marianne Katzenstein mit ihrer Schwester im Sommer

Marianne im Schnee an Chanukka

Marianne im Schnee an Chanukka

Marianne Bern, geb. Katzenstein

Marianne Bern, geb. Katzenstein

Am Mittwoch, dem 9. November 1938, ging ich abends in unsere Synagoge in Bielefeld. Ich hatte kurz vorher mit Orgelstunden begonnen (bei unserem Organisten, Erich Proskauer) und wollte etwas üben. Eine Freundin, Inge Rosenthal, kam mit mir. Als ich fertig war, schloss ich die Tür ab (ich hatte einen Schlüssel bekommen) und ging nach Hause (ca. 9 Uhr). Am nächsten Morgen weckte mich unsere Haushaltshilfe Esther: „Marianne, die Synagoge brennt!“ Ich sprang aus dem Bett, zog mich an und lief so schnell wie möglich zu der Synagoge (in der Nähe von unserem Haus und auf dem Weg zur Schule). Das Gebäude brannte, umgeben von sensationshungrigen Menschen, die hämische Bemerkungen machten. Auf der Straße standen Feuerwehrleute, die die gegenüberliegenden Häuser bespritzten! Ich ging in die Schule — im Klassenzimmer standen alle am Fenster und sahen auf die brennende Synagoge. Zu diesem Zeitpunkt hatte niemand eine Ahnung, warum dies geschah - und dass in ganz Deutschland gleichzeitig über 1000 Synagogen brannten. Diese außerordentlich gut orchestrierte Aktion wurde offiziell als „spontane“ Reaktion auf das Attentat auf Ernst vom Rath in der deutschen Gesandtschaft in Paris bezeichnet, das ein junger Jude, Herschel Grynspan, ausgeführt hatte. Tausende von jüdischen Männern wurden festgenommen und in Konzentrationslager gebracht. Erst nach Wochen oder Monaten wurden sie allmählich entlassen, oft unter der Bedingung, Deutschland kurzfristig zu verlassen (praktisch unmöglich, wegen der vielen Formalitäten). Dies war unser letzter Schultag in Deutschland — von diesem Moment an war jüdischen Kindern der Schulbesuch untersagt — gleichzeitig mit allen anderen öffentlichen Institutionen (Theater, Konzerte, viele Restaurants, Hotels usw.), soweit dies nicht schon lange der Fall war. Außerdem mussten Juden alle Wertsachen, Gold, Silber, Juwelen usw. abgeben, und der Gesamtheit der jüdischen Bevölkerung wurde eine Strafabgabe von einer Billion Mark auferlegt (für die Schäden, die sie erlitten hatte!). Die Synagoge, 1905 eingeweiht (mit meinem Großonkel, Moritz Katzenstein, als Gemeindevorsteher), wurde niedergebrannt. In den Jahren seit 1933 bedeutete die Synagoge für uns viel mehr als ein Gotteshaus — zusammen mit dem Gemeindehaus war es ein Zentrum für uns, für Zusammenkünfte mit Altersgenossen, für Vorträge, Unterhaltung und oft eine Zuflucht vor den Problemen des täglichen Lebens. Das Einzige, was von diesem Gebäude noch existiert (und in meinem Besitz), ist der Schlüssel!

Auszug aus dem Buch:
»Der Freiheit Wimpel weht am Mast«
Selbstzeugnisse eines westfälischen Juden zwischen Assimilation und Emigration
Willy Katzenstein(Autor)
Johannes Altenberend(Herausgeber)

Schlüsselübergabe durch Jennifer Bern-Vogel an Frau Dr. Döhrer, Historisches Museum Bielefeld und Irith Michelsohn, Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld

Schlüsselübergabe durch Jennifer Bern-Vogel an Frau Dr. Döhrer, Historisches
Museum Bielefeld und Irith Michelsohn, Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld

Vertragsunterzeichnung für den Synagogenschlüssel

Vertragsunterzeichnung für den Synagogenschlüssel

Schlüssel

Schlüssel


Veranstaltung am 07. Oktober am Alten Markt in Bielefeld Aufruf zur Veranstaltung am 07. Oktober am Alten Markt in Bielefeld

Veranstaltungen + Termine

Lucian Plessner Pressefoto: ©VolkerBrzezinsky, SWR

Konzert mit dem Gitarristen Lucian Plessner

Sonntag, 16. November 2025 – 17.00 Uhr
Synagoge Beit Tikwa – Detmolder Str. 107 – 33604 Bielefeld

Was ist jüdischer Musik? - dieser Frage geht der international renommierte Gitarrist Lucian Plessner in einem einleitendem Vortrag nach und interpretiert in einem anschließenden Konzert jüdische Komponisten aus 1000 Jahren, sephardischer und aschkenasischer Provenienz

Lucian Plessner lebte nach seinem Studium fünf Jahre in Spanien und wurde dort von einer Konzertagentur als erster ausländische Konzertgitarrist zu einer Tournee eingeladen. Leonard Bernstein wurde auf ihn aufmerksam und regte ihn an seine Musik für die Gitarre zu bearbeiten. Mit diesem Programm gastierte Lucian Plessner weltweit von Hongkong bis nach San Francisco. Er erarbeitete sein spanisches Konzertrepertoire mit der Pianistin Alicia de Larrocha, gab ein Konzert für Yehudi Menuhin und gastierte mehrfach mit Klaus Maria Brandauer. Mit dem Indianapolis Chamber Orchestra führe er zum Leonard Bernstein Jubiläumsjahr 2018/19 seine Bearbeitung Suite from West Side Story auf, die auf Anregung des Leonard Bernstein Office NYC entstand.

In den letzten zwei Jahren gastierte Lucian Plessner wiederholt in Istanbul, Mexico, dort im Instituto Monte Sinai, dem Museo Memoria y Tolerancia und dem Conservatorio Nacional de Mexico, als auch wieder in den USA in San Francisco und Los Angeles.

Einlass ab 16.30 Uhr
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten

Daniel Akiva

Konzert zum ersten Tag Chanukka

ALMA I VIDA I KORASON mit DANIEL AKIVA & SIVAN GOLDMAN
Sonntag, 14. Dezember 2025 – 17.00 Uhr
Synagoge Beit Tikwa – Detmolder Str. 107 – 33604 Bielefeld

„Alma I Vida I Korason – Seele, Leben und Herz“ ist ein Zeitreise-Projekt, das eine breite Auswahl von Ladino-Liedern präsentiert, der alten jüdischen sephardischen Musik. Es umfasst Troubadour-Lieder aus dem Mittelalter sowie Cantigas, Romanzen und Lebenszyklus-Lieder, die über Generationen hinweg bis ins 21. Jahrhundert weitergegeben wurden. Die Lieder wurden vom weltbekannten Sephardischen Musiker Daniel Akiva speziell arrangiert und komponiert. Gemeinsam mit der Sopranistin Sivan Goldman, die durch ihre einfühlsame Interpretation besticht, bringen sie die schlichte Schönheit und Eleganz dieser alten jüdischen Traditionen zum Leben.

Einlass ab 16.30 Uhr
Eintritt: 10€, ermäßigt 8 €
gefördert durch den Zentralrat der Juden in Deutschland

Rückblicke

Baumfällarbeiten

Baumfällarbeiten auf dem Jüdischen Friedhof

Die Firma Baumfällservice Matthias Gerlach aus Oerlinghausen hat zum wiederholten Mal Baumfällarbeiten auf dem Friedhof der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld durchgeführt. Diese wurden leider durch Sturmschäden oder durch Pilzbefall an den Bäumen nötig.